Preisblasen in Wohnimmobilienmärkten – Eine Untersuchung des Marktes für Wohnungsimmobilien aus Sicht der Behavioral Finance

Ausgangslage:

Seit Mitte der neunziger Jahre ist in den meisten Industrienationen der Welt ein starkes Ansteigen der Preise für Wohnungsimmobilien zu beobachten. Die Preissteigerungsraten haben sich größtenteils von der Entwicklung der Verbraucherpreise abgekoppelt. Besonders stark ist diese Preisentwicklung in Irland, Groß – Britannien, den Niederlanden, Spanien und Australien und z. T. auch in den USA festzustellen. Japan, Deutschland und die Schweiz widersetzen sich derzeit diesem Trend.

Mancherorts nähern sich allerdings aktuell die Anzeichen für ein Ende des rapiden Preisanstiegs. Die neusten Zahlen aus den USA zeigen eine deutliche Abkühlung der Preissteigerungsraten von Wohnungsimmobilien, welche die finanzierenden Kreditgeber in arge Bedrängnis bringt. In den USA mussten bereits viele Hypothekenanbieter Konkurs anmelden oder stehen kurz davor. Während des Booms auf dem US-Wohnungsmarkt haben sie viele Investitionen in Eigenheime mit zweitrangigen Krediten und bei variablen Zinssätzen finanziert. Durch einen Anstieg der Zinsen und einem Ende der Preissteigerungen für Wohnimmobilien können nun viele Kreditnehmer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen, was auch die Gläubiger in Mitleidenschaft zieht. Experten schätzen, dass ein Absturz der Preise, ähnlich der der Aktienmärkte zur Jahrtausendwende, eine starke Auswirkung auf die Volkswirtschaften der betroffenen Länder hätte, wenn eine platzende Blase eine Kettenreaktion ausgelöst und zu Deflation und Rückgang des privaten Konsums führt. In Japan sind die Nachwirkungen einer geplatzten Immobilienpreisblase immer noch spürbar und das Sinken der Immobilienpreise hält heute immer noch an. Die Folgen eines weltweiten Crashs solcher Preisentwicklungen lassen sich nur erahnen und wären vermutlich weitaus stärker, als die des Aktiencrashs von 2000.

Ziel und Vorgehensweise

Das Phänomen der Preisblasenbildung ist bereits an den Aktienmärkten ausführlich untersucht worden. Die sich mit dieser Thematik beschäftigende Behavioral Finance Forschung widerspricht dem traditionellen Bild des Homo Oeconomicus. Irrationales Handeln in Kapitalmärkten ist oft auf die Anwendung von Heurisiken und Daumenregeln zurückzuführen. Die Verhaltenspsychologie hat hier verschiedene Effekte beobachtet.

Das Ziel des Projektes ist die Erforschung der Abläufe der Behavioral Finance Effekte in Wohnungsimmobilienmärkten. Zu diesem Zweck wird in einem ersten Schritt der globale Immobilienmarkt auf Länderebene analysiert. In dieser Analyse werden nationale Indizes und volkswirtschaftliche Faktoren miteinander verglichen. Ziel dieses Schrittes ist die Erörterung des Zusammenhangs zwischen makroökonomischen Variablen und Immobilienpreisen. Anhand geeigneter Messgrößen sollen Länder mit hohen Preisniveaus und einer Preisblasenbildung identifiziert werden. In einem zweiten Schritt werden lokale Immobilienmärkte einzelner ausgewählter Länder untersucht und untereinander verglichen. Ein Vergleich der Analyse auf lokaler Ebene mit der zugehörigen Länderuntersuchung kann zeigen, welche Faktoren unabhängig von makroökonomischen Variablen Einfluss auf die Volatilität und Preisniveau von Wohnungsimmobilien haben. In Märkten mit einer überproportional starken Preisentwicklung, welche nicht durch wirtschaftliche Fundamentalwerte gedeckt ist, wird in einem letzen Schritt das Investorenverhalten untersucht.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen darüber Aufschluss geben, wie Behavioral Finance Effekte für Investoren erkennbar und ggf. ihre Investmentstrategien nutzbar gemacht werden können.

Hinweis: Die Disputation ist am 26.05.2010 erfolgreich bestritten worden. Die Veröffentlichung der Arbeit beim Immobilien Manager Verlag (IMV) ist in Vorbereitung.