Prozessmanagement in der deutschen Immobilienwirtschaft

Problemstellung und Zielsetzung

Das Immobilienmanagement deutscher Großunternehmen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Im weit überwiegenden Teil der Unternehmen wurde das Immobilienmanagement durch Schaffung spezialisierter Einheiten professionalisiert. Im Zuge dieser Reorganisation des Immobilienmanagements sind dabei von den Unternehmen z.T. sehr unterschiedliche Wege mit sehr differenziertem Erfolg beschritten worden. Es stellt sich deshalb eine Reihe an Fragen nach dem Stand, dem Erfolg der Reorganisationsbemühungen und insbesondere danach, welche Erkenntnisse aus den Maßnahmen abgeleitet werden können. Die vorliegende empirische Untersuchung zeigt zunächst den Status Quo von Immobilien-Prozessen in der deutschen Immobilienwirtschaft. Darüber hinaus wird der Erfolg unterschiedlicher Reorganisationsbemühungen beurteilt sowie Perspektiven aufgezeigt.

Studie zum Prozessmnagement findet große Beachtung

Die Grundgesamtheit umfasste die 256 größten Konzernverbünde, Verwaltungen und Unternehmen. 103 Teilnehmer schickten den auswertbare Fragebögen zurück. Folglich ergibt sich eine erfreulich hohe Rücklaufquote von 40,2 %, welche trotz des 13-Seiten-Umfangs des Fragebogens deutlich über dem Durchschnitt von ca. 15-20 % vergleichbarer Befragungen liegt. Dieses spiegelt die hohe Bedeutung, die dem Thema in der Praxis beigemessen wird, wider. Lediglich 14 % (n=37) lehnten eine Teilnahme aus strukturellen, prinzipiellen oder ähnlichen Gründen ab. Die restlichen 42 % (n=108) der Befragten waren der Befragung gegenüber positiv eingestellt, waren aber aufgrund zeitlicher Ressourcen oder eines zwischenzeitlich veränderten Umfeldes an einer Teilnahme verhindert.

Zusammenfassung

Die Befragungsergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Die Effizienz der Immobilienprozesse wird bei deutschen Unternehmen bislang vernachlässigt

  • In 64 % der Unternehmen gibt es keine Prozess-Performance-Messungen und kein Prozess-Benchmarking.
  • In 47 % der Unternehmen fehlen zudem Prozess-Kennzahlen. Unter solchen Bedingungen sind die Unternehmen noch weit entfernt von professionalisierten Immobilien-Prozess-Strukturen und einer funktionsfähigen Prozesssteuerung.
  • Erst 30 % der Unternehmen verfügen über prozessbezogene Tätigkeitsbeschreibungen, nur 48 % haben Prozess-Verantwortliche benannt. Die Möglichkeit entsprechende Verbesserungspotenziale aufzudecken und Zeit resp. Kosten einzusparen, wird folglich häufig noch nicht genutzt.
  • Bisher nutzen erst 22 % der Unternehmen grafische Prozessdarstellungen resp. Flow-Charts. Dadurch bleibt das wichtigste Instrument zur Schaffung von Transparenz innerhalb der Prozess-Strukturen unberücksichtigt und gleichzeitig eine bedeutende Voraussetzung für erfolgreiche Prozessarbeit nicht erfüllt.
  • Gründe für das Verfehlen effizienter Immobilienprozesse sind insbesondere organisatorische Defizite i.S. interner Abstimmungsprobleme (47 %), falscher und fehlender Zuordnung von Aufgaben und Kompetenzen (37 %) sowie unzureichend qualifiziertes bzw. nicht ausreichend geschultes Personal (35 %). 26 % der Unternehmen stufen die prozessorientierte Einarbeitung und Schulungen ihrer Mitarbeiter sogar als mangelhaft ein. Diese Ausprägungen spiegeln die Umbruchsituation der Branche wider.